10 SCHRITTE, UM AUF REISEN EIN BESSERER ALLY ZU SEIN
Allys sind Personen, die sich im Großen und Kleinen für die Gleichstellung marginalisierter Gruppen einsetzen, denen sie nicht selbst angehören. So werden sie zu deren Verbündeten. Allyship erfordert lebenslanges Lernen und lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden, darunter auch das Reisen.
Wir haben zehn Tipps für Euch zusammengestellt, die Euch dabei helfen sollen, unterwegs ein besserer Ally zu sein.
Vor der Reise
1. So viele Informationen sammeln wie nur möglich
Informiert Euch über Euer Reiseziel: Lest einen Roman, sprecht mit jemandem, der bereits dorthin gereist ist oder von dort stammt, holt Euch online Informationen über die Kultur und Gepflogenheiten vor Ort sowie die geltenden Gesetze und die politische Lage.
Allyship kann auch bedeuten, mehr über die aktuelle sozio-ökonomische und politische Entwicklung eines Landes zu erfahren und sich daran zu erinnern, dass man selbst dort nur zu Besuch ist. Vielleicht könnt Ihr Euch für bestimmte Anliegen einsetzen, indem Ihr mit anderen darüber sprecht (z. B. Unterstützung für ein Land, das von einem Hurrikan verwüstet wurde, oder den Kampf für Frauenrechte).
2. Sich mit diskriminierungsfreier Sprache vertraut machen
Findet heraus, was Ihr sagen dürft und was nicht. Bekämpft diskriminierende Sprache, indem Ihr schriftlich, mündlich und in Bildern eine Vielzahl von Identitäten und Perspektiven zu Wort kommen lasst. Wenn Ihr unsicher seid, fragt um Rat oder beschafft Euch mehr Informationen.
Eine hilfreiche Quelle zu diskriminierungsfreier Sprache ist dieser Leitfaden.
3. Sich der eigenen Vorurteile und Privilegien bewusst sein
Wir alle haben Vorurteile. Macht sie Euch bewusst und lasst sie zu Hause, wenn Ihr auf Reisen geht.
Berücksichtigt beim Packen kulturelle Gepflogenheiten rund um Ernährung und Kleidung. Frauen müssen sich beispielsweise beim Besuch von Tempeln oder heiligen Orten zurückhaltender kleiden. Falls Ihr Euch vegetarisch/vegan ernährt, solltet Ihr Euch für eine Reise in ein Land mit eher fleischlastiger Küche vorab über die Zutaten gängiger Gerichte informieren.
Profi-Tipp! In diesem Artikel wird erklärt, wie sich Menschen in anderen Kulturen höflich begrüßen.
Auf Reisen
4. Nicht vorschnell urteilen
Denkt daran: Was immer Ihr glaubt zu wissen und für richtig haltet, gilt nur aus einer Perspektive – Eurer eigenen. Je nach Blickwinkel kann eine 6 wie eine 9 aussehen und umgekehrt.
Wenn Ihr denkt: “Das ist bei mir zu Hause besser”, solltet Ihr überlegen, wie das, was Euch vertraut ist, aus der Sicht anderer Menschen wirkt (z. B. auf der linken bzw. rechten Straßenseite fahren oder erst den Nachtisch und dann den Käse essen bzw. umgekehrt).
5. Gemeinden vor Ort besuchen und mit Einheimischen sprechen
Stellt interessiert Fragen und hört genau zu. Seid offen für die Antworten, auch wenn Ihr vielleicht nicht gleich derselben Meinung seid. Respektiert die örtlichen Sitten und Gebräuche und behandelt die lokale Kultur nicht wie eine Touristenattraktion. Bringt ihr vielmehr echte Wertschätzung entgegen. Wenn Ihr etwas oder Euch selbst vor irgendeinem Hintergrund fotografiert, wisst Ihr dann immer, was Ihr da gerade ablichtet, oder macht Ihr die Aufnahme nur, um sie in den sozialen Medien zu präsentieren?
Bei Reisen ins Ausland ist es auch eine gute Idee, sich mit der jeweiligen Sprache zu beschäftigen. Dafür gibt es verschiedene Apps wie Duolingo, Google Translate, HelloTalk, TripLingo, Tandem oder iTranslate.
6. Keine Spuren hinterlassen
Ein Ally zu sein, bedeutet auch, sich um die Umwelt zu kümmern, die Ihr bereist habt: keine Spuren zu hinterlassen, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen und keine Souvenirs aus der Natur mitzunehmen.
Wir alle wissen, wie verlockend es ist, ein wenig Sand als Erinnerung an einen unberührten Strand mitzunehmen, Essensverpackungen einfach in den erstbesten Mülleimer zu werfen (auch wenn es vielleicht nicht der richtige ist) oder nach einem heißen Tag extra lang zu duschen, obwohl es Anzeichen für eine Dürre gibt. Auch wenn all diese Handlungen harmlos wirken, haben sie negative Auswirkungen auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung. Also nehmt nur Erinnerungen mit und lasst ein Lächeln zurück.
Eine weitere Möglichkeit, sich für die Umwelt und die Menschen vor Ort einzusetzen, ist, sich einen Tag lang ehrenamtlich zu engagieren. Ihr könntet zum Beispiel Bäume pflanzen, Häuser wiederaufbauen, Vorräte besorgen oder einer unterrepräsentierten Gruppe helfen.
7. Andere freundlich auf mögliche Fehler hinweisen
Wenn jemand etwas sagt, dem Ihr nicht zustimmen könnt, dann erkundigt Euch nach den Absichten der Person und weist freundlich auf die Auswirkungen des Gesagten hin. Anstatt Euer Gegenüber anzuprangern, solltet Ihr verschiedene Perspektiven ansprechen und aufzeigen, dass die Worte möglicherweise nicht zu der positiven Intention passen.
Wenn Ihr selbst auf einen Fehler aufmerksam gemacht werdet, seid dankbar für die Chance, Euch als Ally weiterzuentwickeln.
8. Wertorientiert konsumieren
Wenn Ihr Geld ausgebt, dann achtet darauf, lokale Gemeinden, Kleinunternehmen und unterrepräsentierte Gruppen zu unterstützen, z. B. ethnische Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder von LGBTQIA+ geführte Unternehmen.
Hier erweisen sich Eure Reisevorbereitung und die Gespräche mit Einheimischen als nützlich, denn in der Realität kann sich die Situation ganz anders darstellen. Nehmt Euch Zeit und erkundigt Euch genau, um Aktivitäten zu finden, die zu Euren Interessen und Werten passen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Kochkurs, einer Stadtführung oder einem Aufenthalt bei einer Gastfamilie?
Nach der Reise
9. Nachdenken und sich erinnern
Denkt noch einmal an das, was Ihr erlebt habt, aber auch an das, was Ihr gelernt habt, wodurch Eure Vorurteile infrage gestellt wurden und was Euch verändert hat.
10. Erfahrungen mit anderen teilen
Berichtet Euren Freundinnen und Freunden, Familienangehörigen und Followern über all die faszinierenden Dinge, die Ihr gelernt habt, und seid offen für deren Sichtweisen. Die Reise mag vorbei sein, aber die Entwicklung zum Ally endet nie.
Dieser Artikel wurde von unseren Reiseexpertinnen Solène Maud Anglaret, Monica Pedraja, Veronica Velazquez, Majojo Kuss und Shayla Silva verfasst.“
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