Auf den Spuren von van Gogh: Ein Tag in Amsterdam
“Letzte Woche bin ich 36 geworden. Ich bin nur ein Jahr jünger als Vincent van Gogh, als er im jungen Alter von 37 starb. In diesem Jahr jährt sich zum 125. Mal sein Todestag: der 30. Juli 1890. Es ist der perfekte Zeitpunkt, das Genie van Goghs neu zu entdecken und zu versuchen, Mythos und Wirklichkeit aufzudröseln.
Wer war der echte Vincent van Gogh? Wo lebte und arbeitete er? Das sind die Fragen, denen ich bei meiner Suche nach Vincent nachgehe.
Die Suche beginnt in Amsterdam im Van-Gogh-Museum. Ich habe nur einen Tag in Amsterdam. Den Morgen widme ich der Erkundung des Museums. Meine Tickets kaufe ich online über Expedia, wodurch ich die Warteschlangen praktischerweise umgehen kann. Der Audioguide ist die zusätzlichen 5 € auf jeden Fall wert – so erfahre ich Wissenswertes und Geschichten zu jedem seiner Kunstwerke. Vom düsteren, aber ergreifenden “Die Kartoffelesser” bis hin zu farbenprächtigen Meisterwerken wie “Das gelbe Haus” und “Mandelblüte” oder den schmerzlich schönen Landschaften, die er in den letzten Wochen seines Lebens in Auvers-sur-Oise malte – das Van-Gogh-Museum nimmt Sie mit auf eine Reise durch Vincent van Goghs kurze, aber außergewöhnliche Karriere.
Die Ausstellung erinnert daran, wie furchtbar kurz Vincents Leben war. Man ist verblüfft, wenn einem bewusst wird, dass er erst im Alter von 27 Jahren ernsthaft mit dem Malen begann.
Bis zu diesem Zeitpunkt wollte Vincent Prediger werden. Erst auf Drängen seines älteren Bruders Theo, der zu dieser Zeit Kunsthändler in Paris war, zog Vincent eine Karriere in der Kunst in Betracht.
Es folgte eine kurze, aber außergewöhnliche Karriere, die Vincent zu den Weizenfeldern und Windmühlen von Nuenen führte (die nächste Station auf meiner Van-Gogh-Pilgerreise), wo sein Vater Pastor war, und zur knalligen Dekadenz der Pariser Bohème: Montmartre. Um den Ausschweifungen von Paris zu entkommen, versuchte er im berühmten “Gelben Haus” in Arles ein Künstlerhaus zu gründen, was jedoch scheiterte. Danach verschlechterte sich sein psychischer und physischer Gesundheitszustand zusehends und nachdem er die Nervenheilanstalt in Saint-Rémy verlassen hatte, verbrachte Vincent seine letzten Tage in Auvers-sur-Oise, wo er sich das Leben nahm.
Die Ausstellung zu seinem Leben und seinen Werken im Van-Gogh-Museum macht mir die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens schmerzlich bewusst. Mit 36 blickte van Gogh auf ein Leben fast ohne Anerkennung zurück. Zu seinen Lebzeiten verkaufte er nur ein einziges Gemälde. Er war bei schlechter Gesundheit. Gerüchten zufolge litt er an einer Form von Epilepsie, deren Symptome sich in Zeiten der Verwahrlosung in den letzten Monaten seines Lebens verschlimmerten.
Erst nach seinem Tod erfuhren die Werke van Goghs die längst überfällige Beachtung und Bewunderung, von denen er zu Lebzeiten nur träumen konnte.
Nach dem Besuch des Van-Gogh-Museums sehe ich mir ein paar andere Adressen in Amsterdam an, die der junge van Gogh zwischen 1877 und 1878 oft aufgesucht hat.
Ich besuche das Haus am Jonas Daniël Meijerplein Nr. 13, wo van Goghs Lehrer lebte. (Tatsächlich lebte Vincent mit seinem Onkel ganz in der Nähe in der Grote Kattenburgerstraat Nr. 3 an der Marinewerft. Bis dorthin habe ich es nicht geschafft, aber das Haus gibt es!) Vincent machte damals eine Ausbildung zum Geistlichen. Er wurde privat von einem Herrn M. B. Mendes da Costa in Latein und Griechisch unterrichtet, erforderliche Fächer für die Aufnahmeprüfungen in der Theologie. An einem Ort zu stehen, an dem sich auch Vincent einst viele Male aufhielt, war eine fantastische Erfahrung.
Ich besuchte auch die Prinsengracht Nr. 168, das Haus der Cousine Vincent van Goghs, Kee Vos-Stricker. Vincent verliebte sich in sie, nachdem sie Witwe geworden war. Als ich die Prinsengracht entlangschlendere, stelle ich mir einen jüngeren, glücklicheren Vincent vor, der zu ihrem Haus spaziert.
Zum Abschluss meiner Van-Gogh-Odyssee in Amsterdam mache ich noch einen schnellen Abstecher ins Rijksmuseum, wo man unter den vielen großartigen Kunstwerken Rembrandts Meisterwerk “Die Nachtwache” bewundern kann. Ein Besuch der Sammlung des Goldenen Zeitalters war für den jungen van Gogh so etwas wie eine Offenbarung. Er schrieb seinem Bruder Theo: “Rembrandt ist so geheimnisvoll, dass er Dinge sagt, für die es in keiner Sprache Worte gibt.”
In gewisser Weise ähnelte van Gogh Rembrandt darin. Auch nach 125 Jahren entdecken wir noch seine Werke, für die es in keiner Sprache Worte gibt, die der Schönheit und dem geheimnisvollen Charme gerecht werden.
Top-Tipps
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Übernachtet in den Canal Boutique Apartments. Eine tolle Lage mitten in der Keizergracht. Köstliches Restaurant an der Ecke und Biogeschäft Marqt direkt gegenüber. Einfacher Zugang zur Straßenbahn und nur zwei Blöcke entfernt vom Anne-Frank-Haus. WLAN funktionierte einwandfrei. Das Zimmer war sehr schön und hatte ein weiches Bett. Mit der Nespresso-Maschine kann man Kaffee kochen. Täglich ab 8:45 Uhr kann man sich an der Rezeption an kostenlosem Gebäck und Kaffee bedienen: ein toller Start in den Tag.
Weitere Informationen über van Goghs Zeit in Amsterdam finden Sie auf der neuen Website “Van Gogh Route”: vangoghroute.com
Umgehen könnt Ihr die Warteschlangen, indem ihr Eure Tickets zum Van-Gogh-Museum online oder über die Expedia-Website kaufen.
Die “I Amsterdam City Card” für 59 € gilt für 48 Stunden und beinhaltet kostenlosen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, freien Eintritt in die meisten großen Museen und Attraktionen und eine kostenlose Grachtenfahrt.
Wenn Ihr wie ich ein Fan klassischer Musik seid, nehmt Euch doch Zeit für einen Besuch des Königlichen Concertgebouw-Orchesters, eines der weltweit führenden klassischen Symphonieorchester. Eine Vielzahl weltberühmter Musiker tritt hier auf, wie vor Kurzem Anne-Sophie Mutter. Tickets für Abendkonzerte variieren und sind ab 30 € zu haben. Wenn Ihr das Glück habt, an einem Mittwoch in Amsterdam zu sein, solltet Ihr Euch eines der kostenlosen Mittagskonzerte nicht entgehen lassen – sie sind exzellent! Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, also findet Euch zeitig ein, wenn Ihr Tickets ergattern möchtet. Alternativ könnt Ihr das Konzert auch auf den Bildschirmen im Foyer anschauen.
Highlight
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Ein definitives Highlight meiner Reise war mein Mittagessen im Pane e Olio, ein entzückendes italienisches Restaurant und ein kleines Stück Toskana mitten in Amsterdam. Das Restaurant liegt in einer kleinen Gasse zwischen der Singel und Herengracht, nur wenige Minuten vom Dam entfernt. Probiert charakteristische Gerichte, wie toskanische Tomatensuppe für nur 3,50 €, Kartoffelbrei mit Käse und Salami für 5 €, ein Stück Pizza mit frischen Tomaten, Rucola und Büffelmozzarella für 3,50 € oder köstlichen toskanischen Hähncheneintopf mit Prosecco für 9,50 €. Leckere hausgemachte Speisen. Freundliche Bedienung. Der Kaffee hier ist gut und günstig. Ein Schnäppchen in einer teuren Stadt wie Amsterdam.
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