Hier in Südaustralien ist eine spannende Entwicklung zu beobachten. Einige kreative Köpfe haben sich in kleinen Brennereien daran gemacht, aus feinsten pflanzlichen Zutaten die reinsten Spirituosen im ganzen Land zu destillieren. So viele neue Destillerien und Produkte gibt es, dass es einen kaum überraschen würde, wenn in Adelaide bald Nummernschilder mit der Aufschrift „Südaustralien – The Distilling State“ zu sehen wären. Whisky aus South Australian zählt zu den Alkoholika, die in letzter Zeit besonders hoch im Kurs standen.

The McLaren Vale Distillery
In der Region McLaren Vale hat vor Kurzem die McLaren Vale Distillery den Betrieb aufgenommen. Gegründet wurde sie von John Rochfort, ehemals CEO der tasmanischen Lark Distillery, seiner Familie und Geschäftspartner Jock Harvey, der auch Inhaber des Unternehmens Chalk Hill Wines in der Vale-Region ist. Die Single-Malt-Whiskys der McLaren Vale Distillery reifen in ehemaligen Weinfässern aus der Region. Zu jeder neuen Abfüllung gibt es daher eine Flasche des Weins, der ursprünglich in dem Fass lagerte. Auch schottische Brennereien setzen alte Fässer berühmter Weine aus der ganzen Welt zu diesem Zweck ein. Beispiele sind Edradour, Glendronach, Arran, Bowmore und Macallan. Doch das Aroma des McLaren Vale-Whiskys kommt aus der näheren Region. Der berühmte Penfolds Grange Hermitage verleiht ihm seine besondere Note.

Tin Shed Distilling Company
Die Tin Shed Distilling Company ist aus dem gescheiterten Unternehmen Southern Coast Distilling entstanden. Inhaber Ian Schmidt hatte mit seinem neuen Whiskey „Iniquity“, der innerhalb von sechs Stunden nach der Markteinführung vergriffen war, offenbar ins Schwarze getroffen. Der berühmte Whiskykenner Jim Murray verlieh der ersten Edition des Iniquity der Tin Shed Distilling Company 94 Punkte und die Bezeichnung „flüssiges Gold“. Den Genuss des Whiskys pries er als „großartiges Erlebnis“ und katapultierte die junge Marke damit in die Premium-Liga der Spirituosen.

Kangaroo Island Spirits
Jon Lark von Kangaroo Island Spirits, das 2007 gegründet wurde, ist der Pionier der südaustralischen Gin-Bewegung. Vielleicht kommt Ihnen sein Nachname schon bekannt vor. Jons großer Bruder Bill Lark gilt inzwischen als Vater der berühmten tasmanischen Whiskys. „In Südaustralien spielt sich wirklich eine Art Gin-Renaissance ab“, scherzt Jons Frau Sarah. „Beim Tasting-Australia-Festival hatten wir zusammen mit fünf anderen Gin-Produzenten – The Antipodes Gin Co, Prohibition Liquor Co, Encounter Coast Spirits, 78 Degrees und Ounce Gin – einen Stand namens 'SA – The Gin State'. Der Andrang am Stand war die ganze Woche lang überwältigend. Die Leute kriegen einfach nicht genug von unseren Gins in Kleinauflagen. Unsere ausgezeichneten Sorten Wild Gin und Old Tom Aged Gin waren echte Hits.“

78 Degrees Gin
Die Adelaide Hills Distillery wurde 2014 von dem lokalen Weinerzeuger Sacha La Forgia gegründet. Der 78 Degrees Gin, ein nach Art des London Dry destillierter Gin mit vielen australischen Zutaten fand schnell Anerkennung und wurde sogar vom American Distilling Institute als bester internationaler Gin ausgezeichnet. Die Brennerei stellt außerdem einen aromatisierten weißen Rum aus Zuckerrohr und Melasse und einen Aperitif aus Bitterorangen in Kleinauflagen nach italienischer Art her, der sich perfekt für Negroni eignet. Aber der Star ist und bleibt der 78 Degrees Gin, ein sehr komplexer und pikanter, mit zwölf Kräutern verfeinerter Gin. Er hat ein scharfes Aroma mit harzigen, zitrischen und floralen Noten und einer Basiswürze, die sich gut für einen Gin Tonic eignet.

Ounce Gin
Eine weiterer in Südaustralien produzierter und abgefüllter Gin ist der Ounce Gin von Imperial Measures aus der Applewood Distillery. Der charaktervolle Dry Gin besteht aus sorgfältig ausgewählten Kräutern. Die dominanten Orange-, Vanille- und Kardamomnoten treten aus der traditionellen Wacholder- und Korianderbasis angenehm hervor. Wie bei vielen der neuen Kleinbrennereien beschreiben sich die Menschen, die hinter dem Unternehmen stehen – Chris Jones, David Danby und Ty Swan – selbst als „Freunde, Kollegen und alte Trinkkumpanen, die den größten Teil ihres Lebens hinter, vor und auf der Theke verbracht haben“.

Prohibition Gin
Einer der stylishten und auch schmackhaftesten Gins ist Prohibition Gin, dessen charakteristische Flasche ein Foto mit Alkoholschmugglern ziert. Die Mission des Unternehmens ist – wie die Schmuggler in den 1920ern – den Menschen das zu geben, was sie wollen. Gin war bei den Alkoholproduzenten der damaligen Zeit weit verbreitet. Fast 100 Jahre später wurde das Unternehmen Prohibition Liquor Co gegründet, um das Handwerk des Destillierens wiederaufleben zu lassen – wenn auch ohne das Risiko, dafür ins Gefängnis zu wandern. Dem vollmundigen, schweren Gin fehlt die dominante Zitronennote vieler Sorten. Wermut, die Basis für Absinth, und bittere Zitruselemente aus Blutorange und Grapefruit runden die Mischung ab. Wacholder, Koriander und Ingwer verleihen dem Gin zusammen mit der australischen Zitronenmyrte, grünem Tee und Lavendel weitere Geschmacksnuancen. Im Glas macht er sich gut mit einem leichten Zitronen-Twist.

Antipodes Gin
Der Antipodes Gin, ein weiterer junger Gin, wurde von dem Fotografen Shane Reid aus Adelaide und dem in Melbourne lebenden Lebensmittelexperten Rory Gration entwickelt. Australiens erster zertifizierter Bio-Gin ist ein herrlich reiner Gin, der mit australischen und traditionellen Pflanzen hergestellt und dreifach destilliert wird. Mit seinen Geschmacksnoten von tasmanischem Bergpfeffer, Wacholder und Zitrusfrüchten eignet er sich perfekt für einen trockenen Martini. Sein Abgang könnte kaum sauberer und angenehmer sein.

Applewood Distillery
Ein besonders interessantes Projekt ist die Applewood Distillery, die sich in einem alten Apfelgeschäft in Gumeracha in den Adelaide Hills befindet. Applewood ist die Erfindung von Brendon und Laura Carter, dem energetischen Duo, das auch hinter den wunderbaren Weinen von Unico Zelo steht. Brendon: „Wir produzieren selbstgemachte Gins und Spirituosen in Kleinserien, darunter auch einen Whisky, auf den wir sehr stolz sind. Außerdem destillieren wir den Ounce Gin, den Prohibition Gin und den Brocken Spectre aus Tasmanien.“ „Wir arbeiten unter anderem mit kleinen Farmern zusammen. Die Supermärkte schicken ihnen ihre Produkte zurück, zum Beispiel Kirschen, wenn die angeblich zu klein sind. Inakzeptabel, wie ich finde. Wir verwenden diese Früchte für Liköre. Für die Farmer ist es eine Art Versicherung, weil wir ihnen garantieren können, dass ihr Ertrag zu 100 % verkauft wird.„

Barossa Distilling Company
Das neueste Start-up ist die Barossa Distilling Company, dessen elegant aufgemachter Generations Gin Mitte 2017 herauskam. Die Firma wurde von Weinmachern aus Barossa Valley ins Leben gerufen, die sich dem Konkurrenzkampf mit anderen Winzern entziehen wollten. Er ist traditionell mit Wacholder und südaustralischen Zitrusfrüchten aromatisiert und wird in französischen Eichenfässern gelagert. Er offenbart Vanillenoten und bleibt mittellang am Gaumen. Ob Sie nun Gin, Whisky oder exotischere Alkoholika bevorzugen – für Liebhaber feiner Spirituosen gab es nie einen besseren Zeitpunkt, um Südaustralien zu besuchen. Der Bewegung der kleinen Brennereien ist in vollem Gange und im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Gibt es da nicht wieder einen neuen Gin oder Whisky? Überall hört man Gerüchte und Neuigkeiten. Die Szene lebt – und sie zeichnet sich vor allem durch zwei Dinge aus: Innovation und Kameradschaftsgeist.

Sie finden die oben aufgeführten Produkte in gut sortierten Wein- und Spirituosenläden im Stadtgebiet und natürlich in den vielen Bars und Lokalen in Adelaide. Besuchen Sie das Salopian Inn in McLaren Vale oder das Hains and Co und The Howling Owl. All diese Bars sind auf Gins und Spirituosen kleiner Brennereien spezialisiert. Jetzt fehlt nur noch ein innovativer Tonic-Produzent.