Roadtrip entlang der australischen Küste auf dem Southern Ocean Drive

Bis 2002 gab es den Southern Ocean, den Südlichen Ozean gar nicht – zumindest nicht auf der Landkarte. Laut Geografen handelte es sich nur um die südlichsten Ausläufer der pazifischen, indischen und atlantischen Ozeane, die umso kälter wurden, je näher sie den Landmassen der Antarktis waren. Inzwischen ist dieser Ozean als solcher klassifiziert und somit der viertgrößte unserer Ozeane. Der Southern Ocean Drive verläuft auf ca. 450 Kilometern von Adelaide nach Mount Gambier. Wenn Sie nach Mount Gambier fahren, kommen Sie wahrscheinlich von der Great Ocean Road bei Victoria, die sich durch kleine Wälder und malerische Küstenorte schlängelt. Der breitere Southern Ocean Drive gibt den Blick auf weitere Horizonte frei, etwa in der Weinregion Coonawarra, in den einzigartigen Feuchtgebieten von Coorong und inmitten der wilden Natur der Känguru-Insel. Die folgenden Orte sind Stationen entlang des Southern Ocean Drive. Je nachdem, wie viel Zeit Sie haben, können Sie Ihre Route mit Zwischenstopps an ausgewählten Attraktionen planen. Oder Sie machen es wie der Südliche Ozean – und lassen sich einfach treiben.

Mount Gambier

Warum: Der verschlafene Ort mit 27.000 Einwohnern war einst Schauplatz von Vulkanausbrüchen. Sie müssen nicht lange suchen, um ein Vermächtnis seiner explosiven Vergangenheit zu finden. Der Ort sitzt neben einem Krater, in dem sich heute der berühmte Blue Lake befindet. Wenn Sie Anfang November kommen, ist der See grau. Doch praktisch über Nacht wechselt seine Farbe erst zu einem strahlenden Blau, dann zu einem tiefen Türkis, das bis Februar bleibt. Der Ort verfügt über mehrere Kalksteinhöhlen, von denen eine im Jahr 1886 von James Umpherston in einen atemberaubenden versunkenen Garten verwandelt wurde. Der nach ihm benannte Garten ist besonders reizvoll bei Sonnenuntergang, wenn die Opossums herauskommen.

Penola 

Warum: Der Rest der Welt wunderte sich sehr, dass Australien eine Heilige hervorbringen sollte. Nichtsdestotrotz wurde Mary MacKillop (1842–1909) im Jahr 2010 heiliggesprochen. Im Mary MacKillop Interpretive Centre können Sie die Schule sehen, in der sie arme Kinder aus dem Outback unterrichtete. In angenehmem Ambiente erzählen ehrenamtliche Mitarbeiter ihre Geschichte. Der kleine Ort hat außer Charme auch noch jede Menge Kultur und ein paar tolle Vintage-Läden zu bieten.

Auch vor den Toren von Penola finden Sie Namen, die so manchem heilig sind – denn hier beginnt Coonawarra, der Teil der Weinregion an der Limestone Coast, der für seine rote Erde und roten Weine berühmt ist. Auf dem Riddoch Highway erwarten Sie jede Menge spannende Orte, darunter die Kellereiverkäufe von Wynns Coonawarra Estate, Hollick Wines, Zema Estate, Balnaves of Coonawarra und Rymill Coonawarra.

Nationalpark Naracoorte Caves

Warum: 1969 entdeckten Forscher in der Victoria-Fossilienhöhle riesige Mengen versteinerter Überreste von Tieren. Vor 200.000 Jahren waren die Tiere durch eine Öffnung in die Höhle gefallen und darin verendet. Heute ist die Höhle eine von 28 bekannten Höhlen im Naracoorte-Höhlensystem, das zum Weltkulturerbe zählt und Überreste von Lebewesen aus verschiedenen Eiszeiten beherbergt – darunter der Beutellöwe, der Beutelwolf und ein Riesenkänguru, von dem Wissenschaftler annehmen, dass es sich nicht springend, sondern gehend fortbewegte. Heute können Besucher unter der Erde Knochen, seltene Langflügelfledermäuse und spektakuläre Steinformationen bewundern. Dabei haben Sie die Wahl zwischen gemütlichen Touren, bei denen die Kleidung trocken bleibt, und der etwas abenteuerlicheren Variante mit Schutzanzug, Knieschonern und Helm.

Robe

Warum: Das hübsche Fischerdorf Robe ist für seinen familienfreundlichen Long Beach, seine über 80 denkmalgeschützten Gebäude, den Surfertreff Third Ramp und seine frischen Langusten bekannt. Darüber hinaus gilt es als ganzjähriges Anglerparadies. Wenn es einen Küstenort gibt, in dem Sie einen ganzen Urlaub verbringen möchten, dann ist es dieser.

Goolwa

Warum: Goolwa ist der wohl beste Ort, um das komplexe Feuchtgebiet Coorong zu überblicken – und mehr darüber zu erfahren. Das Unternehmen Spirit of The Coorong bietet eine Touren zwischen zwei und sechs Stunden in die 140 Kilometer lange Lagune aus Süß- und Salzwasser an, in die am Südlichen Ozean riesige, uralte Dünen ragen. Hier erwarten Sie Zeugnisse der Aborigine-Kultur, Vogelarten, Schauplätze aus Colin Thieles berühmtem Kinderbuch „Storm Boy“ und wilde Küstenlandschaften.

Wenn Sie danach noch Zeit haben: Sehen Sie sich Goolwa an. Dieser reizvolle historische Hafen befindet sich an der Mündung des Murray River ins Meer. Einst entluden hier Raddampfer ihre Fracht auf Pferdebahnen, die die Waren zu Häfen in Port Elliott und Victor Harbor brachten.

Victor Harbor

Warum: Victor ist ein eindrucksvoller Hafenort vor bergiger Kulisse, von dem aus ein langer Steg zu einer ungewöhnlichen Insel führt. Hier liegt der Causeway, Ihr Orientierungspunkt und der Ort, an dem Sie die Clydesdale-Pferde finden, die eine der beiden weltweit letzten Pferdetrambahnen ziehen (die andere befindet sich auf der Isle of Man). Die Bahn ist seit 1894 in Betrieb. Fahren Sie damit zur Granite Island und genießen Sie vom Kaiki Walk aus herrliche Ausblicke auf die spektakuläre Küste.

Wenn Sie sich für die Meeresbewohner der Gegend interessieren, buchen Sie eine Big Duck Boat Tour. Von einem robusten Schlauchboot aus können Sie Delfine und Robben beobachten. Wenn Sie zwischen Mai und Oktober hier sind, stehen die Chancen gut, Buckelwale und Glattwale zu sehen, die zur Paarungszeit hierherkommen.