Flussbaden im “Grand Canyon Österreichs”: Die Ötschergräben
“Man nehme: Einen heißen Sommer- oder Herbsttag. Oder einen traumhaften Frühlingstag nach der Schneeschmelze. Einen mit einer deftigen Jause gefüllten Rucksack, einen engagierten wanderfreudigen Hund, eine Sonnenbrille und die Badesachen. Die Badesachen dann, wenn man hart im Nehmen ist oder wenn es wirklich so richtig heiß wird.
Wo? In den Schluchten der niederösterreischischen Ötschergräben im Mostviertel. Gerne werden die Ötschergräben auch der “Grand Canyon” Österreichs genannt. Sie sind Teil des Naturparks Ötscher-Tormäuer und gelten als eine der spektakulärsten Flusswanderungen Österreichs, ohne wirklich in den Alpen gelegen zu sein.
Im neuen “Basislager”, der “Ötscherbasis Wienerbruck” kommen erstmal alle zusammen: Jene, die mit dem Auto anreisen, die Zugfahrer und überhaupt alle Wanderer, die in den Naturpark rein wollen. Für einen Tagesausflug oder für länger, um auf den Hütten zu übernachten und weiter in die Steiermark, etwa Richtung Mariazell zu wandern.
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Schon am Stausee bei der Ötscherbasis kann man sich erfrischen, dabei hat man aber das Schönste noch vor sich. Zunächst wandert man eine gute halbe Stunde “hinein” Richtung Schlucht. Dabei passiert man ein altes Kraftwerk, dessen Maschinenraum man noch besichtigen dann. Erst danach heißt es: Alpiner Steig. Und dafür ist ordentliches Schuhwerk erforderlich. Auch wenn es zunächst leicht immer entlang des Flusses geht: Später kommen kleine Kletterpartien hinzu und auch im Hochsommer sind die Steine immer wieder feucht und glitschig. Aber diese Farben!
Je länger man den Ötscherbach entlang wandert, desto türkisgrüner wird sein Wasser. Die steil aufragenden Wände entlang des Ufers und des Steigs lassen einen ahnen, warum es “Graben” heißt. Immer wieder kann man zum Fluss hinabsteigen oder klettern und spätestens dann, wenn die sommerliche Mittagshitze ihren Höhepunkt erreicht hat, hält mich nichts mehr: Hinein in den eisigkalten, türkisgrünen Bach und seine verlockenden Gumpen. Mein Vierbeiner ist schon längst drinnen, ob zum Trinken oder zum Schwimmen und Spielen – er kennt keine Kälte. Und kalt ist er schon, der Fluss – zugegeben. So kalt, dass man im ersten Moment seine Füße kaum mehr spürt. Aber während man in Wien über die Hitze jammert, kann man hier im klarsten, natürlichsten Flusswasser der Welt schwimmen und kommt sich ein wenig vor in der Karibik. Denn die Kälte vergisst man schnell und was bleibt, sind die: Farben!
Nach der äußeren Erfrischung kann man beim “Ötscherhias”, einer urigen Jausenstation hoch über dem Fluss einkehren (während drunten im Fluss die Kinder in den Gumpen plantschen), zum Schutzhaus Vorderötscher immer am Fluss entlang weiterwandern oder mit der kleinen Bahn retour fahren: Wir fahren retour, denn wir haben noch nicht genug vom Baden: Auch im Stausee beim Basislager erfrischen wir uns nochmals – Mensch wie Hund – und erst dann geht es heimwärts, nach einem Tag in den Ötschergräben beim ausgiebigen Flussbaden. Und wie kalt war das Flusswasser jetzt wirklich? Acht Grad, sagen die Experten. Hat sich aber ausgezahlt, sage ich.
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